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«Wir sind sowieso viel zu billig»

Die Fahrlehrer wollen ihre Preise aufs nächste Jahr teilweise massiv erhöhen. Sie bewegen sich dabei auf schmalem Grat.

Die Begründungen sind teilweise etwas wirr, die Folgen dafür umso konkreter. Wegen «CO 2-Abgabe, Benzin, Versicherungen usw.», so die vorweihnachtliche Mitteilung aus Aarau, «werden die im Aargauer Fahrlehrerverband organisierten Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer die Lektionenpreise im kommenden Jahr um fünf bis acht Franken erhöhen». Mit der CO 2-Abgabe, die auf 2008 nun in Kraft tritt, hat dies zwar herzlich wenig zu tun, wie der Verband auf Nachfrage denn auch einräumen muss. Denn diese wird nur auf Brennstoffen wie Heizöl oder Kohle erhoben. Doch mit dem Benzinpreis haben die Fahrlehrer durchaus Recht: Vor einem Jahr kostete der Liter Bleifrei 95 im Schnitt Fr. 1.55, derzeit sind es um die Fr. 1.80.

Kein Wunder, sind die Aargauer nicht die Einzigen, welche die Tarife anheben: «Der Preis für die Fahrstunden wird vielerorts steigen», sagt Willi Wismer, Präsident des Schweizerischen Fahrlehrerverbandes (SFV), «wahrscheinlich in einer Bandbreite von zwei bis zehn Franken.» Dies kommt Aufschlägen von bis zu zehn Prozent gleich, denn eine Fahrstunde kostet heute je nach Landesteil und Anbieter zwischen 80 und 100 Franken.

Preise 8 Jahre nicht erhöht

Solche Aufschläge lassen sich mit höheren Benzinpreisen allein kaum rechtfertigen. Die Fahrlehrer berufen sich daher zusätzlich auf die aufgelaufene Teuerung. «Wir haben die Preise seit acht Jahren nicht erhöht», sagt Uwe Müller vom Kantonal-Bernischen Verband. In dieser Zeit seien die Kosten für die Autos, die Reparaturen, die Versicherungen und die Mieten der Theorielokale stark gestiegen. Und sein Kollege Peter Baumann von der Berner Sektion des SFV fügt hinzu: «Wir sind sowieso viel zu billig.» Als Beweis dafür dient ihm der Preis, den ein Fahrschüler für das Ablegen der praktischen Fahrprüfung hinblättern muss. Im Kanton Bern sind dies 132 Franken, «und da muss man erst noch das eigene Automitbringen», so Baumann.

Gebrannte Kinder

Mit Preisempfehlungen, das wissen die Fahrlerer indes nur zu genau, begeben sie sich auf dünnes Eis. Denn die Wettbewerbskommission hat vor einigen Jahren die Bündner Kollegen unter Kostenfolge zurückgepfiffen, weil sie ihre Preise verbotenerweise untereinander abgestimmt hatten. Thomas Stalder, Präsident des Aargauer Verbandes, hegt diesbezüglich jedoch keine Bedenken. Empfehlungen abzugeben sei durchaus erlaubt, sagt er. Man dürfe nur niemanden ausschliessen, der sich nicht daran halte. Sein Solothurner Kollege Markus Walter ist da einiges vorsichtiger: «Wir diskutieren nicht über den Preis. Jeder soll es selber machen, wie er will.»

Fahren am Sonntag?

Einen weiteren Kostenfaktor, wenn auch nur einen geringfügigen, stellt das neue Berufsbild dar, das ab dem neuen Jahr gelten wird. Es sieht vor, dass angehende Fahrlehrer einen eidgenössischen Fachausweis erwerben müssen, bevor sie ihren Beruf ausüben können. Schlimmer als die Kosten, die der SFV dabei zu tragen hat, ist für die Fahrlehrer allerdings, dass neuerdings auch Sonntagsarbeit prinzipiell möglich wird. Denn was viele Fahrschüler freuen dürfte, ist der grossen Mehrheit von ihnen ein Graus: «Die meisten von uns sind Ein-Mann-Unternehmen», sagt Stalder. «Wir sollten nicht am Sonntag auch noch arbeiten müssen.» Der Dachverband will darum nun in Gesprächen mit dem zuständigen Bundesamt für Strassen versuchen, das Rad noch einmal zurückzudrehen.

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