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Das Gut «Strasse» wird immer knapper

Am Neujahr werden 35 Mitarbeitende des Bundesamtes für Strassen (Astra) offiziell ihre operativen Tätigkeiten im AutobahnBüro Zofingen aufnehmen (das ZT/LN berichtete). Es ist eine der fünf Nationalstrassen-Filialen; dazu kommt die Verkehrsmanagement-Zentrale in Emmen.Mit der Neuordnung des Finanzausgleichs und der Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen hat man nicht nur das Eigentum der Autobahnen von den Kantonen auf den Bund übertragen, sondern auch das Verkehrsmanagement (VM). Ab Neujahr sind nicht mehr die Kantone auf den Nationalstrassen für das VM zuständig, sondern der Bund.

Verkehrsaufkommen nimmt zu

Das Verkehrsaufkommen nimmt auch auf den schweizerischen Strassen nach wie vor kontinuierlich zu. Zwischen 1990 und 2000 stieg die Anzahl gefahrener Kilometer auf dem Strassennetz von 50 auf 58 Millionen. Gemäss Bundesamt für Raumentwicklung ist bis im Jahr 2020 auf den Hochleistungsstrassen mit einer weiteren Zunahme des Verkehrs um 25 bis 30 Prozent zu rechnen.

Die Folgen des zunehmenden Verkehrs sind bekannt: höhere Schadstoff- und Lärmemissionen, mehr Unfälle sowie längere Staus und Reisezeiten. Das ganze Verkehrssystem wird immer anfälliger für Störungen. Das bereits heute knappe Gut «Strasse» wird künftig noch knapper. Aus volkswirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Sicht ist es deshalb sinnvoll, diesen Tendenzen mit geeigneten Massnahmen zu begegnen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das VM. Darunter sind alle Massnahmen zusammengefasst, die den herrschenden Verkehr möglichst gleichmässig, ruhig, störungsfrei, emissionsarm und sicher fliessen lassen. Wichtigste Voraussetzung für den Betrieb eines wirksamen und ausgereiften VM ist die profunde Kenntnis dessen, was auf der Strasse tatsächlich passiert: Nur wer weiss, wie viel Verkehr momentan fliesst, kann abschätzen, ob es bald zu Engpässen kommt, die es zu bewältigen gilt. Zur Beschaffung der Daten dienen zwei Hilfsmittel: die automatische Verkehrszählung an ausgewählten Standorten und die systematische Beobachtung des Verkehrs mittels Videokameras.

Die Übernahme der VM-Aufgaben durch den Bund stellt das zuständige Astra vor grosse Herausforderungen. Einerseits dürfen keine Lücken entstehen; gleichzeitig jedoch ergibt sich mit dem beim Astra zentralisierten VM für den Verkehr auf den Nationalstrassen die Möglichkeit einer einschneidenden Qualitätsverbesserung. Das Astra hat sich zum Ziel gesetzt, nicht nur den bisherigen Standard aufrechtzuerhalten, sondern unter dem Titel Verkehrsmanagement Schweiz (VM-CH) sowohl die Datenerhebung wie auch die Auswertung und die Umsetzung von Massnahmen schweizweit zu systematisieren. – Der grosse Nachteil des bisherigen Systems war, dass die VM-Einrichtungen der einzelnen Kantone untereinander nicht kompatibel waren und darum in der Regel nicht zusammengehängt werden konnten. Exemplarisch dafür ist das Beispiel Gotthard-Stau: Wenn sich vor dem Gotthard-Tunnel im Kanton Uri in südlicher Richtung die Autosstauen, bringt es den Verkehrsteilnehmern wenig, wenn sie erst im Kanton Uri auf den Stau aufmerksam gemacht werden; Ausweichrouten gibt es wenige Kilometer vor dem Tunnelportal keine mehr. Aus diesem Beispiel zeigt sich: Wirksames Verkehrsmanagement muss im Transitland Schweiz eine nationale Aufgabe sein.

Nicht mehr im Ermessen der Kantone

Die schweizweite Vereinheitlichung der VM-Systeme ist nur eines von vielen Elementen, welche das Verkehrsmanagement in den nächsten Jahren Schritt für Schritt wirksamer machen werden. Als weitere Massnahme beabsichtigt das Astra, den Umfang und die Qualität der Daten, welche die Grundlage des VM bilden, markant zu verbessern.

Die systematisierte Datenverwaltung soll ermöglichen, die konkreten VM-Massnahmen aufeinander abzustimmen und objektivierbar zu machen. Bis jetzt liegt es im Ermessen der Kantone, ob sie aufgrund der aktuell vorhandenen Verkehrsflussdaten eine Strasse sperren, eine Zufahrt dosieren oder temporär eine bestimmte Höchstgeschwindigkeit erlassen wollen. Neu sollen solche Entscheide mit Hilfe von Computermodellen automatisiert und systematisiert werden.

Unabdingbar für das Funktionieren eines leistungsfähigen Verkehrsmanagements sind die Verkehrsmanagementpläne (VMP). VMP sind Instrumente zur Koordination der Interessen und Massnahmen aller an einem Verkehrsnetz angebundenen Körperschaften. Konkret: Das Strassennetz einer Grossagglomeration besteht aus Gemeinde-, Kantons- und Bundesstrassen. Ein wirksames VM lässt sich nur unter Beizug aller Strassentypen bewerkstelligen.

VM-Zentrale in Emmen

Die Bewältigung all dieser neuen Aufgaben ist personalintensiv und verlangt nach komplizierten technischen Apparaturen, die an einem Ort zentral zusammengefasst werden müssen. Deshalb wird am 1. Januar in Emmen eine für die ganze Schweiz zuständige Verkehrsmanagement-Zentrale eröffnet.

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